Albanien

Albanien, eine Entdeckungsreise durch ein unbekanntes Land

Die Auswahl der Reiseführer ist klein, Informationsmaterial, gute Ratschläge und Ansporn für diese Reise erhalten wir auf der Offroadmesse Abenteuer & Allrad in Bad Kissingen.

Organisierte Rundreisen über Veranstalter – nur wenige haben Albanien bisher als attraktives Reiseland entdeckt. Wir buchen die Fähre von Ancona nach Igoumenita in Nordgriechenland, packen unser Dachzelt und machen uns auf die Reise in das uns unbekannte Land.

Von Griechenland nach Albanien

Nach der Ankunft in der griechischen Hafenstadt überqueren wir gleich die naheliegende Grenze nach Albanien. Die Abwicklung geht schnell, Stau gibt es nur auf der gegenüberliegenden Seite von Albanien nach Griechenland. Unser erstes Ziel ist der Nationalpark Butrint, Unesco-Kulturerbe, ein Kurort der Antike kann dort besichtigt werden. Das Abenteuer beginnt bei der Flussüberfahrt mit der Pouton-Fähre. Gerade mal 4 Fahrzeuge passen auf diese zusammengenagelte Plattform. Am besten, man bleibt im Auto sitzen, denn die Stahlseile liegen alle offen, keine Absicherung, kein Schutz – wir denken das erste Mal, dass wir in Afrika gelandet sind.

Traumstrände in Albanien

Laut unseren Informationen ist der nächste sehenswerte Ort mit empfehlenswertem Strand Ksamil, wir halten aber nur kurz bei einer der vielen Wechselstuben, ein Parkplatz ist nicht zu finden, ebenfalls kein Platz an dem vollkommen überfüllten Strand. Wir fahren sofort weiter bis Saranda, eine recht zivilisierte Stadt, dort gibt es auch Hotels mit schönen Strandabschnitten. Ein besonderes Highlight ist die Aussicht von der Burg Kalaja Lekurzi – direkter Blick zur gegenüberliegenden Insel Korfu – wer etwas Zeit hat, kann sich dort auf einer herrlichen Terrasse im Restaurant verwöhnen lassen.

Das Wasser an den Stränden ist glasklar, wir entscheiden uns für Buneo Beach. Die etwas von der Zufahrt entfernt liegenden Strandabschnitte sind einsam. Die vorsichtige Nachfrage bei einem Einheimischen, ob wir direkt am Strand mit dem Dachzelt übernachten können wurde beantwortet mit: „Willkommen in Albanien. Ihr könnt übernachten wo es Euch am besten gefällt.“ Wir fahren ein paar hundert Meter auf einen einsamen Abschnitt. Die paar wenigen albanischen Familien am Strand winken uns dabei freundlich zu. Ob das wohl so bleibt wenn der Tourismus im größeren Stil dort Einzug hält? Auf den Strand mit feinem tiefen Sand sollte man sich nur mit Allrad und Untersetzung wagen, dabei den Luftdruck in den Reifen absenken, sonst fährt man sich hoffnungslos fest. Von dort geht es auf unsere erste Offroad-Strecke – Durchschnittsgeschwindigkeit 10 km/h – dafür landschaftlich herrliche Aussichten, kleine Dörfer mit sehr armen aber zufriedenen und freundlichen Bewohnern.

Weiter an Albaniens Küste

Wir steuern Himare an, ein kleiner, touristisch erschlossener Ort. Die Strandpromenade ist modern und neu, nebendran viel Armut. Diese Gegensätze begegnen uns in Albanien täglich.

Unesco Weltkulturerbe Gjirokaster

Gjirokaster – ebenfalls Unesco Weltkulturerbe -erreichen wir wieder über eine Offroad-Strecke, Fahrt durchs Flussbett, Aussicht auf einen spektakulären Canyon inklusive. Gjirokaster liegt an einem sehr steilen Hang. Viele der wirklich sehenswerten Häuser sind leider im Zerfall begriffen, die Renovierungen sind für die Besitzer unbezahlbar. Einen herrlichen Blick über das Tal und das gegenüberliegende Gebirge hat man von der Burg.

Frasher-Nationalpark und Berat

Den Frasher-Nationalpark mit den Thermalquellen wollen wir auf alle Fälle nicht versäumen – aber auch dieser Stopp fällt aufgrund vieler Touristen ganz kurz aus. Uns zieht es wieder ins Hinterland und weiter bis Berat – die Stadt der 1000 Fenster. Die Altstadt liegt hoch oben in den Burgmauern, es gibt dort auch nette kleine Boutiquehotels, Einheimische verkaufen ihre Handarbeiten, wir werden sofort von einer alten Frau auf einen Kaffee eingeladen, wir lehnen ab aber kaufen dafür ein paar Gläser von ihrer feinen Feigenmarmelade.

Leider haben wir uns untewegs auf einer abenteuerlichen Nebenstrecke einen „Plattfuß“ am rechten Hinterrad eingefahren. Wir wechseln auf eines der beiden mitgeführten Ersatzräder und gehen in eine der unzähligen „Gometstri“. Der Reifen wird repariert, gewuchtet, gewechselt – wir müssen 4 Euro bezahlen.

Eine wirkliche Besonderheit in Albanien ist das Weingut COBA, Führungen und Besichtigung sind lohnenswert, ebenfalls die anschließende Weinprobe!

Die Industriestadt Elbasan

Besondere Eindrücke hinterlässt bei uns der Aufenthalt in der alten Industriestadt Elbasan. Erste Anblicke sind verfallene Industriegebäude, kaputte Häuser und viel Armut. Die Innenstadt allerdings ist modern, eine große Fußgängerzone lockt viele Einheimische am Abend auf die Straße – dann ist es nicht mehr ganz so heiß. Wir geraten ganz ungeplant in eine Hochzeitsfeier – ein riesiges Fest, die Musik schallt über die ganze Stadt. Die Übernachtung in einem Hotel mit Aussicht auf die Stadt kostet uns insgesamt inklusive Frühstück für 2 Doppelzimmer/4 Personen umgerechnet 60 Euro.

Absolut sehenswert ist der Markt in Elbasan. Wir decken uns mit etwas Vorräten ein. Die Preise beschämen uns fast, 3 kg Tomaten kosten 100 Lek, d. h. 70 Cent, für 8 Hähnchenschlegel bezahlen wir umgerechnet 1,73 €. Eigentlich wollen wir nur ein Kilo Kartoffel kaufen, wir mussten aber 3 kg abnehmen, der Händler hatte für seine Waage nur ein 3kg-Gewicht.

Ohridsee

Wir fahren zum Ohridsee und denken, dass wir in einem unserer Badeseen in den Voralpen angekommen sind. Bootfahren, schwimmen, surfen – alles möglich am sehr gepflegten Campingplatz Erlin.

Vom Ohridsee nach Pestkopi

In Pestkopi dagegen fühlen wir uns wie in einem Dritt-Welt-Land. Keine Touristen, ein paar Offroadfahrer verirren sich zwar in diese Region, ansonsten sehen wir nur sehr arme Einheimische, die Second-Hand-Waren verkaufen. Uns lässt der Verdacht nicht los, dass hier die Schuhe verkauft werden, die wir zu Hause im Sammelcontainer entsorgen.

Entlang der schwarzen Drin

Ein absolutes Highlight dagegen erwartet uns bei der Weiterfahrt Richtung Fierze entlang der schwarzen Drin. Die Schotterpiste ist gut befahrbar, die Aussichten sind grandios. Weiter in Richtung Kukes erwarten uns zwar geteerte, aber schwer beschädigte Straßen. Durch das hohe Wasseraufkommen in den albanischen Gebirgen werden die Straßen ständig unterspült und es brechen ganze Straßenteile in den Abgrund. Hier verstehen wir endgültig, warum dringend vom Fahren bei Nacht abgeraten wird.

Der Komanstausee

„Klein Norwegen“ steht uns nach dieser Fahrt bevor. Wir fahren von Fierze mit einer eher abenteuerlichen Autofähre durch einen Fjord bis Koman, abends erreichen wir den Skutarisee. Leider bei unserer Ankunft etwas veralgt, üblicherweise gibt es dort schöne Bademöglichkeiten.

Tirana, die Hauptstadt Albanien

Auf unserem Programm steht natürlich noch die Hauptstadt Tirana und wir sind sehr gespannt. Leider spürt man hier den Unterschied zwischen Arm und Reich am meisten. Blechhütten neben der auf 18 Grad gekühlten Shopping-Mall – Luxusmarken machen sich dort breit, selbst für uns vollkommen abgehobene Preise, im Gegensatz dazu bettelnde Kinder mitten auf den 4spurigen Straßen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kann man gut in einem Tag „abarbeiten“, die Hitze plagt uns und wir verlassen die Stadt recht bald wieder.

Thethtal

Kontrastprogramm erleben wir im Thethtal. Wieder holt uns das Gefühl ein, mitten in den Alpen zu sein. Im Guesthouse werden wir freundlich empfangen, für alle Gäste wird ein mehrgängiges Menu aufgekocht – Hausmannskost für alle! Das Tal wird langsam für sanften Tourismus erschlossen und es wurde in den letzten Jahren viel dafür getan, dass es nicht nur für ein paar „verwegene“ Offroadfahrer erreichbar ist. Von dort ist es möglich, Mehrtagestouren in die benachbarten Täler zu unternehmen. In dieser Region hätten wir gerne noch eine längere Wanderung unternommen und die frische Bergluft genossen, aber erstmals ist Regen aufgezogen.

Zwischenstopp in Montenegro

Unser Albanienaufenthalt neigt sich dem Ende zu – wir fahren Richtung Montenegro und planen noch einen Stopp in Kotor. Der Kulturschock nach zweieinhalb Wochen Albanien trifft uns hart. Dieser Überfluss an Lebensmittel, schicke Restaurants, 3 € Eintritt für die Burgbesteigung – das alles ist uns etwas fremd geworden und wir müssen uns erst wieder etwas aklimatisieren.

Albanien und Albaner

Gerne denken wir an Albanien mit den vielen freundlichen Menschen zurück. Das Land hat viel Entwicklungspotential eine grandiose Landschaft und wir haben viel von diesen Menschen dort gelernt – Zufriedenheit trotz bitterer Armut!